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Lindy Ave spurtet nach Baby-Glück auf den silbernen WM-Rang

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© E. Zengerling/DBSJ Lindy Ave. Foto Archiv

Eine Silberne, die goldige Hoffnungen schürt...

Es war eine großartige Leistung, die Lindy Ave am Abschlusstag der IPC-Weltmeisterschaften in Kobe am 25. Mai 2024 zeigte. Mit der viertbesten Zeit in das Finale gelangt, zeigte sie einen atemberaubenden Endspurt und konnte sich mit einer phänomenalen Energieleistung noch die Silbermedaille vor der Russin Margarita Gonscharowa, die zum Team der "neutralen Athletinnen und Athleten" gehört, sichern. Mit zwei hundertstel Sekunden Vorsprung vor Gonscharowa! Ein Herzschlag-Finale! 

Bereits über die 400 Meter hatte Lindy als Vierte überzeugt. Der Sieg über die 400 Meter – über diese Strecke wurde Lindy 2021 in Tokyo mit Weltrekordzeit Paralympics-Siegerin – ging indes an die Kolumbianerin Karen Tatiana Palomeque Moreno, die dabei einen neuen Weltrekord (59,40 Sekunden) aufstellte. 

Nach Baby-Glück stärker denn je

Für Lindy war die Silberne dennoch "Gold wert", denn nach ihrem Mutterglück hatte die gebürtige Neubrandenburgerin, Jahrgang 1998, die beim SC Neubrandenburg ihre sportliche Karriere begann, dann bei der HSG Uni Greifswald fortsetzte und nun beim Leichtathletik inklusiv Greifswald bei Heike Kemmler-Westphal trainiert, eine längere Wettkampfpause. Und Lindy scheint nach der Babypause stärker denn je. Von ihrer starken Leistung in Kobe war sie selbst mächtig überrascht. Damit habe sie im Leben nicht gerechnet, dass sie fast schon wieder an ihre Bestzeit nach der langen Babypause gelangen könne, so die zweifache Paralympics-Teilnehmerin nach dem Rennen. Bereits vor dem 400 Meter hatte Lindy als Ziel Rang zwei genannt, denn sie wollte so dem deutschen Team einen paralympischen Nationen-Startplatz sichern. Jetzt freue sie sich für das Team und darüber, dass man nun gemeinsam nach Paris fahren könne. Auf jeden Fall wolle sie dort – wie schon in Tokio – möglichst wieder einen Weltrekordlauf schaffen.

Lindy und die Paralympics – eine Erfolgsgeschichte

Lindy und die Paralympics – das ist schon eine Erfolgsgeschichte: Bei ihren ersten 2016 in Rio wurde sie über 100 Meter Fünfte, im Weitsprung Sechste und mit der 4 x 100 Meter Staffel Vierte. In Tokyo 2021 holte Lindy zwei Medaillen – Bronze über die 100 Meter und Gold im legendären regenreichen 400 Meter-Finale in Weltrekordzeit.

Nun kann (und wird sich bestimmt auch) die paralympische Erfolgsgeschichte von Lindy in Paris fortsetzen. Kobe bedeutet jedenfalls viel "Rückenwind" für Lindy!

Von Neubrandenburg über Greifswald zu den Paralympics

Doch wie gelangte Lindy zur Para-Leichtathletik?! Dazu Lindy: "Ich habe in Neubrandenburg die KÖS, das ist die Schule für Körperbehinderte, besucht. Dort hat mich Frau Dittmer entdeckt und für den Vereinssport beim SC Neubrandenburg gewonnen. Ich nahm am Schwimm-Training und am Leichtathletik-Training teil und war in beiden Sportarten erfolgreich. Nach meinem Wechsel nach Greifswald konzentriere ich mich dann auf die Leichtathletik."

Lindy blieb dran

Auch für ihre Entdeckerin in Neubrandenburg, Christina Dittmer, ist die Entwicklung von Lindy seitdem schon beeindruckend: „Lindy war schon immer fleißig und diszipliniert. Im Training hat sie die anderen Sportler mitgezogen. Das ist noch heute so. Es ist eine Freude, sie zu beobachten. Sie gibt immer 100 Prozent. Oft muss man sie bremsen. Ein `Zuviel` ist bei ihr manchmal nicht gut. Bedingt durch ihre Krankheit verkrampfen dann ihre Muskeln und es geht gar nichts mehr. Das war auch früher schon so. Dann fiel sie beim Training oft aus.
Ein großer Dank gilt hier ihren Eltern. Sie glaubten stets an Lindy, haben alle nur möglichen Therapien mit ihr gemacht und sorgten stets für ihre medizinische Betreuung. Das hat sich ausgezahlt. Andere hätten vielleicht gesagt: Lindy darf keinen Sport mehr treiben, das ist gefährlich für die Gesundheit des Kindes… Aber dem war nicht so und das Ergebnis sehen wir jetzt. Es hat sich gelohnt, dran zu bleiben.“

"Dran geblieben" ist Lindy – und sie meistert dabei die Dreifachbelastung Beruf – Sport – Familie eindrucksvoll. Denn ihre berufliche Ausbildung schloss sie bereits 2018 ab, im Hochleistungssport ist sie nach wie vor bestens dabei, wie Kobe offenbarte, und das Mutterglück scheint Lindy eh zu beflügeln. Da sollte Paris doch ein weiterer (Erfolgs-)Meilenstein für die vorbildliche Leichtathletin aus M-V werden...

Weltspitze rückt noch enger zusammen

Bei den IPC-WM in Kobe dominierten ansonsten die Athleten aus China, Brasilien, Russland (neutrale Athleten), den USA, Indien, Usbekistan und Großbritannien. Auch Nationen, wie Algerien, Tunesien, Mexiko, Kolumbien und Iran, präsentierten sich sehr stark. Das deutsche Team kam auf acht Medaillen, darunter fünfmal Gold. Eine gute Bilanz! Denn: Die Weltspitze rückt auch in der Para-Leichtathletik immer enger zusammen, die Konkurrenz ist groß, die Kraftanstrengungen auch in früheren "kleineren" Leichtathletik-Ländern enorm.

Marko Michels