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Trainer und Trainerinnen
aus Berufung

Vlatko Joveski

Wie Vlatko Joveski Talente für Volleyball trüffelt

Aufgeweckt und interessiert. Diese ersten Indizien wecken Vlatko Joveskis Spürsinn für junge Volleyball-Talente. Hanna zeigt entscheidende Eigenschaften. Mit wachem Blick beobachtet sie Vlatko, saugt seine Anweisungen auf und setzt sie in Bewegung um. Es ist April 2022. Allein und im Austausch mit den anderen der rund 40 Mädchen in der Schweriner Palmberg Arena. Hüpfen. Krauchen. Sprinten. Beim Sichtungstraining der unter Zwölfjährigen für den Schweriner SC zählt der Gesamteindruck. 

„Bis die Mädchen zwölf Jahre alt sind, durchlaufen sie eine wichtige Wachstumsperiode. Vereinfacht gesagt lernen sie ihren Körper kennen. Balance. Augen-Hand-Koordination. Schnelligkeit. In dieser Phase können wir ihre gesamte Entwicklung besonders gut beeinflussen. Anschließend konzentrieren wir uns darauf, ihre koordinierenden und kognitiven Fähigkeiten zu fördern. Dann lehren und verfeinern wir ihre Volleyballtechniken für Pritschen, Baggern und Schmettern”, sagt der Sichtungstrainer für den Landessportbund M-V. 

Die Mädchen sollen keine perfektionierten Volleyballspielerinnen sein, wenn Vlatko sie in Augenschein nimmt. Viel mehr zählen Spaß, Körpergefühl und Motivation für den Ballsport. Ist das vorhanden, begleitet der Talentscout sie über die nächsten Jahre. Die jüngeren Mädchen in ihrem Verein vor Ort, die Älteren vermittelt er an Landestrainer.

„Volleyball ist ein Teil von mir.”

Seit August 2021 spürt der gebürtige Mazedonier im Vereins- und Schulsport Mecklenburg-Vorpommerns Mädchen mit dem gewissen Etwas auf. Vlatko weiß, worum es geht und wie sich das anfühlt.

In seinem Heimatland war er selbst – eher zufällig – entdeckt und gefördert worden. Als Achtjähriger tanzte er, spielte Tischtennis und entdeckte mit 13 Jahren seine Hingabe für Volleyball. Ein damaliger Sportfreund riet ihm, sich einen „richtigen” Trainer zu suchen. Vlatko fand einen und entwickelte Ehrgeiz. Der aufstrebende Sportler wurde mazedonischer Meister in der U18-Liga und nominiert für die Nationalmannschaft, in der er allerdings nie ankam.

Während seines Studiums zum Diplomsportlehrer begann er seine Laufbahn als Trainer. Vlatko lehrte zunächst Kinder Volleyball, gab ihnen besonders Gemeinschaft und Teamgeist mit. Für ihn wichtige Werte. Im Sportklub „Janta Volej“, in dem zu diesem Zeitpunkt mehr als 300 Kinder und Jugendliche in Skopje aktiv waren, übernahm der junge Mann schließlich die erste Mannschaft. 

Vlatko überzeugte als Trainer. Das Mazedonische Olympische Komitee gab ihm ein Stipendium und schickte ihn 2013 als Volleyball- und Athletiktrainer nach Budapest. „Die vier Monate waren die lehrreichsten meines Lebens. Ich musste mich als Volleyballtrainer auf einem großen Feld behaupten. Von diesen Erfahrungen zehre ich bis heute”, erzählt er.

Zurück in Mazedonien übernahm er die Mädchen-Crews der U16 und U18. Und trainierte kurzzeitig hauptberuflich die Nationalmannschaft. Sein Sportlehrerdiplom fundamentierte mittlerweile sein Trainertalent. Durch sein Wissen und seine rhetorischen Kompetenzen konnte er Talent in Kindern erkennen und fördern. Vlatkos Leidenschaft wuchs zur Berufung. 

Reset in Deutschland

Aber Vlatko unterbrach seine junge Karriere. Im November 2015 nahm seine Frau, eine Ärztin, im deutschen Paderborn einen Job an. Vlatko ging mit. Ein Reset in einem fremden Land mit fremden Menschen und einer fremden Sprache. Eine Herausforderung. Eineinhalb Jahre büffelte er Deutsch, jobbte parallel als Volleyballtrainer auf Honorarbasis. Hauptberuflich betreute er als Sporttherapeut Menschen in der Reha. 

„Ich behielt meine Berufung. Mein Job in der Sporttherapie ergänzte und erweiterte sie sogar um einen neuen Bereich: die körperliche Physiognomie des Menschen. Die Kompetenzen helfen mir bis heute, Bewegungsabläufe von Kindern einzuschätzen”, sagt Vlatko.

Jahrelange Erfahrungen als Volleyballtrainer. Pädagogisches Wissen als Sportlehrer. Verständnis als Sporttherapeut. Mit diesem Werkzeugkoffer startete Vlatko schließlich als Sichtungstrainer für den Volleyballverband MV im Auftrag des Landessportbundes. 

 

Potenziale und Prüfungen

Vor dem Mazedonier öffnete sich ein neues Aufgabenfeld, das seiner Berufung entsprach. Als Talentsucher besucht er Volleyballvereine und scannt unter anderen Dritt- und Viertklässler beim Schulsport. Schon in den ersten Monaten knüpft Vlatko landesweit Kontakt. Mittlerweile coacht er Freizeittrainer, steht Sportlehrern zur Seite und begleitet Nachwuchstalente. Mit positiver Energie und Weitblick. 

Vielversprechende Mädchen lädt er ins Landesleistungszentrum nach Schwerin ein. Im Austausch mit Trainern und Eltern schätzt er Talent und Chancen der Ausgewählten ein. Wenige schaffen es im Alter von 13 oder 14 Jahren bis zum Landestrainer. 

„Anders als im Fußball, in dem Eltern ihre Kinder aus eigenem Antrieb in den Leistungssport vermitteln wollen, müssen wir aktiv in Vereinen um unseren Nachwuchs werben. Das ist eine langwierige Aufgabe, für die ich viel Geduld mitbringe. Ich höre mir Meinungen an und tausch mich stetig mit allen Beteiligten aus. Dabei lerne ich kontinuierlich dazu”, erklärt Vlatko.

Als Talentscout und Co-Trainer will er die vorhandenen Strukturen im Nordwesten stärken und ausbauen. Ein solches System fehlt in Mazedonien bis heute. Vlatkos entdecktes Talent war Zufall und Glück. Und heute entdeckt und fördert er andere für eine erfolgreiche Zukunft des Volleyballs. Und vielleicht ist ein Trüffel dabei.

Juliane Fuchs,
freie Journalistin im Auftrag
des Landessportbundes M-V e.V.

TRAINER AUS BERUFUNG – Trainerstorys

Steckbrief

Jahrgang:      1989
Geburtsort:   Prilep (Mazedonien)
Wohnort:      Schwerin

Ausbildung:
Studium – Sportlehrer, Fak. für Sport und Gesundheitserziehung Universität in Skopje (Mazedonien)

Weiterbildung:
Trainer B Volleyball, ÜL B-Lizenz Sport in der Rehabilitation

Berufliche Erfahrungen:

  • Trainer Frauen Volleyballverein „Janta Volley“, Skopje (Mazedonien),
  • Trainer weibliche Volleyballnationalmannschaft (U18, U16) (Mazedonien),
  • Sporttherapeut - Physiotherapie- und Trainingszentrum Tegethoff von Detten, Germete,
  • Bewegungstherapeut LWL Klinik Paderborn, Dozent f. Volleyball, Universität in Skopje (Mazedonien) und Paderborn
  • Seit Mitte 2021 Sichtungstrainer des LSB beim Volleyball Verband M-V