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Trainer und Trainerinnen
aus Berufung

Tabea Belger

ergreift die Chance

Dass sie nicht aus dem Norden stammt, kann Tabea Belger allein ihrer Sprache wegen nicht verheimlichen. Den harten Dialekt, der mitunter in ihrer sächsischen Heimat nahe der tschechischen Grenze im Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland gesprochen wird, hat sie sich allerdings auch nicht angeeignet. Was die junge Frau nach Rostock gezogen hat? „Der Trainerberuf“, sagt sie. Über den Landessportbund M-V (LSB) als Sichtungstrainerin angestellt, arbeitet sie seit Oktober 2020 für den Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern (LVMV).

„In Sachsen gab es damals keine passenden Trainerstellen für mich. Meine Leidenschaft ist jedoch der Trainerjob, meine Zeit auf der Erde ist begrenzt, ich wollte diese gut nutzen, mit einer Tätigkeit, die mir Spaß macht. Aus diesem Grund bin ich nach M-V gezogen.“ Beim Deutschen Leichtathletik-Verband hatte sich die 26-Jährige nach Stellen umgeschaut, sich deutschlandweit beworben. Das beste Angebot kam dann aus Schwerin beziehungsweise Rostock. „Hier bekam ich die Chance, neben meinem Job noch ein duales Sportstudium zu absolvieren. Der Leichtathletik-Verband unterstützt mich dabei finanziell.“, so Belger. Zuvor hatte sie in Dresden Verkehrswirtschaft studiert und Vollzeit im Straßenverkehrsamt gearbeitet. Trainer sein war bis dahin nur ehrenamtlich möglich. Die schlechten Jobchancen als Sportwissenschaftler in Ostsachsen hatten nach dem Abitur noch dazu geführt, sich gegen ein Sportstudium zu entscheiden. Vor zwei Jahren fiel dann aber doch noch mal die Entscheidung, sich beruflich umzuorientieren.

„Da habe ich dann meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“

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Diese Entscheidung bringt nun viel Pendelei für Tabea Belger mit sich: Arbeit in M-V, Hochschule in Potsdam, Familie in Sachsen. Alle vier Wochen geht es jeweils eine weitere nach Potsdam zur Präsenzphase ihres Studiums, das mit dem Schwerpunkt Wettkampf- und Leistungssport „perfekt auf die Trainertätigkeit abgestimmt ist“, wie sie sagt. Die Zeit in Rostock verbringt sie zu großen Teilen im Büro des Leichtathletik-Verbandes in unmittelbarer Nähe zum Leichtathletikstadion. Denn im kleinen LVMV, der in Geschäftsführer Ralf Bochert nur einen hauptamtlichen Mitarbeiter hat, ist der Job als Sichtungstrainer mit der Rekrutierung von Talenten für den Leistungssport nicht getan.
Hauptaufgabe ist das trotzdem. Der Fokus von Tabea Belger liegt dabei auf der U12 und der U14, den jüngsten Athleten für den Landesperspektivkader. „Als Einzelkämpfer ist es in einem Flächenland wie M-V aber nicht immer einfach.“ Sie führt zwei Lehrgänge im Frühling und im Herbst für den Landesperspektivkader und junge talentierte Sportler durch. Dabei steht der Talenttest und Teambuilding ganz oben auf der Agenda. Zweiter Schwerpunkt: die Etablierung der Kinderleichtathletik in M-V. In anderen Bundesländern ist das Kinderleichtathletiksystem schon fester Bestandteil des Wettkampfsystems, in Mecklenburg-Vorpommern muss noch etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden. Durch die Kinderleichtathletik sollen mehr Kinder für die Leichtathletik begeistert werden, da sie mehr Abwechslung mit sich bringt und speziell auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten ist. „Wir haben starke Konkurrenz von den Medien. Der Fernseher, Handy oder die Spielekonsole ist für Kinder oft die bequemere Alternative, als sich auf dem Sportplatz zu quälen.“

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Weiterhin ist Tabea Belger mit für Planung und Organisation von Aus- und Fortbildungen verantwortlich, die der LVMV für seine Trainer anbietet. „Viele Vereine haben nicht das Problem, zu wenig Kinder zu haben, sondern dass Trainer und Übungsleiter fehlen, die die Kinder betreuen“, sagt Belger. „Es geht für mich nicht nur darum, neue Kinder zu sichten, sondern auch darum, neue Trainer zu gewinnen und zu qualifizieren.“ Ein Projekt, das diesbezüglich gerade beim Kreissportbund Ludwigslust-Parchim läuft, trägt den Namen Juniortrainer. „Wir wollen versuchen, Jugendliche, die aus dem Leistungssport herausfallen, als Trainer für die Vereine zu gewinnen.“ 13 bis 16-Jährige werden dort zum Juniortrainer ausgebildet, was quasi eine Vorstufe zum C-Trainer darstellt. Im Grunde ist das auch der Weg, auf dem sie selbst die Trainerlaufbahn beschritten hat. Belger schildert: „Mit Fünf habe ich Skilanglauf angefangen, mit sieben Jahren kam als zweite Sportart die Leichtathletik dazu. In beiden Sportarten habe ich es mit 14 Jahren in die Landesauswahl in Sachsen geschafft. Dann stand ich vor der Entscheidung: Wenn ich weiterkommen will, führt kein Weg an der Sportschule vorbei. Dafür hätte ich mich aber für eine der beiden Sportarten entscheiden müssen.“ Doch das konnte sie nicht. Stattdessen blieb sie in ihren Heimatvereinen, betrieb weiterhin beide Sportarten, was sich letztlich auf die Entwicklung ihrer Leistungen auswirkte. „Ich hätte in der jeweiligen Sportart mehr trainieren müssen, um in Deutschland vorne mithalten zu können. Zudem verträgt sich Sprinttraining in der Leichtathletik nicht mit dem Ausdauertraining im Skilanglauf und wirkt eher kontraproduktiv. Da die Leidenschaft zum Sport trotzdem bestand, habe ich mich für die Trainertätigkeit entschieden.“ Mit 17 begann die C-Trainerlizenz in der Leichtathletik. Mittlerweile stehen B-Lizenzen in der Leichtathletik für die Disziplinen Sprung und Lauf sowie die Personal-Trainer-Lizenz A auf ihrer Habenseite.

Die A-Lizenz in der Leichtathletik will sie in Zukunft auch noch in Angriff nehmen, doch für den Moment steht der erfolgreiche Abschluss des Studiums auf ihrem Plan. Ein Jahr dauert das im Normalfall noch. „Danach kann ich mich voll auf die Trainertätigkeit konzentrieren.“ Die wird auch dann noch den Großteil ihres Lebens in Anspruch nehmen. „Kein Trainer arbeitet nur 40 Stunden in der Woche, davon bin ich überzeugt. Der Arbeitsvertrag ist eher ein Rahmenvertrag“, lacht sie. „Trainer ist man aus Leidenschaft. Reich wird man damit nicht, einen geregelten Arbeitsalltag findet man in diesem Berufsfeld auch nicht vor. Am Wochenende sind oft Wettkämpfe, Lehrgänge oder Fortbildungen und Montag müssen die meisten Trainer trotzdem wieder im Stadion stehen ohne einen Tag frei. Du musst für diesen Job brennen, sonst machst du es nicht.“ So wie Tabea Belger.

Sebastian Lindner

Fotos: privat

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Steckbrief

  • geboren in Ebersbach (Sachsen), wohnhaft in Elmenhorst bei Rostock
  • Jahrgang 1996, 26 Jahre
  • sportliche Erfolge:
    D-Landeskader Leichtathletik und Skilanglauf (Sachsen)
  • Ausbildung:
    abgeschlossenes Studium Verkehrswirtschaft in Dresden, aktuell duales Studium Sportwissenschaften in Potsdam
  • Trainerlizenzen:
    B-Lizenz Leichtathletik Sprung und Lauf, Personal-Trainer-Lizenz, Ernährungscoach A-Lizenz
  • seit Oktober 2020 als Sichtungstrainerin beim Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern, angestellt beim LSB
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TRAINER AUS BERUFUNG – Trainerstorys